IZA für Internationale Vereinheitlichung der Berechnung der Gebetszeiten

Die fünf täglichen Pflichtgebete sind neben dem Glaubensbekenntnis, der Pilgerfahrt, der Vermögensabgabe an Bedürftige (Zakat) und dem Fasten im Monat Ramadan eine der fünf Säulen des Islam. 

Die Zeitfenster für die Verrichtung der fünf Gebete richtet sich nach dem Sonnenstand und verteilen sich über den Tag (s.u.). 

Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto mehr verschwinden in den Sommermonaten einzelne oder mehrere dieser Zeichen. So gehen in vielen Gebieten Abend- und Morgendämmerung im Sommer ineinander über, hoch im Norden bleibt der Sonnenuntergang im Sommer bisweilen komplett aus. Anstelle der mathematischen Berechnung tritt daher eine analoge Festsetzung der Zeitfenster für die Verrichtung der Gebete. Insbesondere bei den Gebeten Isha (Nachtgebet) und Fajr (Gebet zur Morgendämmerung) gab es bisher für die Sommermonate ab Breitengrad 48 (z.B. Paris) keinen einheitlichen Konsens unter den Gelehrten zu der besten Berechnungsmethode. 

Für diese gab es verschiedene Iǧtihād (Entscheidungen basierend auf islamischer juristischer Methodenlehre) dazu, wie die Gebetszeiten festzulegen sind.  Hier gibt und gab es in der islamischen Welt bereits viele unterschiedliche Konzepte. An diesem Diskurs beteiligte sich z.B. Prof. Mohammad Hawari aus Aachen sehr prominent mit seinem Gebetszeitenprogramm. 

Der Islam bietet großzügige Möglichkeiten mit dieser Herausforderung umzugehen. Die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt unter den muslimischen Gemeinschaften ist grundsätzlich bereichernd und erfreulich. Die unterschiedlichen Ansätze für die Berechnung der Gebetszeiten führten jedoch auch zu Spannungen und Unverständnis in der Gemeinschaft.

Wir im IZA unterstützen deshalb seit Langem Bestrebungen für eine Einigung auf eine einheitliche gemeinsame Methode.

Seit Jahrzehnten leistet das IZA einen international anerkannten Dienst für die muslimische Gemeinschaft weltweit, in dem für Städte weltweit Gebetszeitenkalender errechnet werden.

Wir begrüßen deshalb die Ergebnisse der Istanbuler Konferenz vom 26-27.09.2021. Darin einigten sich muslimische Gemeinschaften aus der ganzen Welt auf eine einheitliche Gebetszeitenberechnung. 

Es ist nicht das Ergebnis oder die Methode einer einzelnen Institution, einer bestimmten Strömung oder einer bestimmten Gruppe. Vielmehr haben sich Muslime mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammengetan und es wurde ein gemeinsamer, von allen getra­gener Konsens entwickelt.

Wir konnten bereits vielen Gemeinden die neuen Gebetszeitenkalender für 2022 zusenden. Gerne nehmen wir Anfragen für weitere Orte entgegen.

Die „Islamische Nachtdrittel Berechnungsmethode“ wird wie folgt zusammenfasst:

  1. Die in den islamischen Textquellen festgelegten Zeichen für die Gebetszeiten sind der Maßstab und dürfen nicht außeracht gelassen werden.
  2. Die korrekten Gebetszeiten werden errechnet, wenn die maßgeblichen Zeichen sichtbar sind und die Zeiten keine erheblichen Erschwernisse für die Muslime resultieren:
    1. Das Morgengebet (Fajr) trifft ein, wenn die Sonne auf -18° hinter dem Horizont aufsteigt.
    2. Das Nachtgebet (Isha) trifft ein, wenn die Sonne nach dem Untergang -17° hinter dem Horizont hinabsinkt.
  3. Die Berechnung der Gebetszeiten, wenn die maßgeblichen Zeichen nicht erreicht werden:
    1. Wenn die Zeichen des Fajr und Isha verschwinden, werden die Zeiten anhand des „islamischen Nachtdrittels“ (Al-Lail Aš šarʿi) ermittelt.
    2. Die Berechnung des Drittels basiert auf dem letzten Tag, an dem das Zeichen sichtbar war.
  4. Wenn die Gebetszeiten trotz sichtbarer Zeichen erhebliche Erschwernisse hervorbringen:
    1. Für Fajr und Isha werden alternative Zeiten berechnet, wenn zwar die Zeichen sichtbar sind, die Zeiten aber zu erheblichen und ungewöhnlichen Erschwernissen führen.

Die erhebliche Erschwernis fängt an, wenn die ermittelte Isha nach dem „Islamischen Nachtdrittel“ eintrifft, das gleiche gilt für die Zeit für Fajr in umgekehrter Richtung. Zum Ende der Konferenz wurde eine Arbeitsgruppe bestehend aus Gelehrten und Astronomen gegründet. Diese soll die Umsetzung begleiten und überwachen. Das IZA ist in dieser Arbeitsgruppe ebenfalls vertreten.

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